Vergleich Supermarine „Spitfire“ Mk. IA zur Messerschmitt Bf 109 E

Die Supermarine „Spitfire“ ist ein sehr ernster Gegner für die deutsche Messerschmitt Bf 109, kurz „Me 109“, zum Zeitpunkt der Luftschlacht um England im Jahr 1940, ein gleichwertiger Widersacher – allerdings mit anders gewichteten Qualitäten. Ähnlich wie im Falle der Hawker „Hurricane“ ist die Spitfire dem Messerschmitt Bf 109-Jäger im Kurvenkampf überlegen, da die Spitfire erheblich engere Kurvenradien fliegen kann als ihr deutscher Erzrivale.

Beispiel: eine deutsche Me 109 e verfolgt eine britische Spitfire Mk. I. Die Spitfire kurvt so eng nach links, wie sie kann. Und das ist enger, als ihr die deutsche Me 109 folgen kann. Deren bessere Steig- und Sturzfluggeschwindigkeit nützt dem deutschen Piloten in dieser Situation nichts: Die Garben aus den beiden Maschinengewehren und den zwei Kanonen gehen hinter dem Heck der gejagten Spitfire ins Leere …

Das Problem ist in dieser Situation dasselbe, nur für den deutschen Piloten nun noch fataler. Dieses Mal sitzt die Spitfire hinter der Me 109 in Schussposition. statt abzutauchen, wie es nun für einen Me 109-Piloten richtig wäre, kurvt der deutsche Flugzeugführer nach links. Doch die Spitfire kurvt enger, kann die Geschosse ihrer acht Maschinengewehre vor den deutschen Jäger in dessen Flugbahn feuern. Der Deutsche fliegt mitten in die Garben hinein!

Auch an Höchstgeschwindigkeit im Horizontalflug schenken sich beide Entwürfe mit etwa 587 km/h (Spitfire) zu 570 km/h (Me 109 E-1) nicht viel. Die Spitfire ist etwas schneller, abhängig von der Flughöhe, unterhalb von 6.000 Metern ist sie langsamer. Diese geringe Differenz im Horizontalflug ist kaum von Bedeutung. Doch im Steigflug – zumindest unterhalb einer Höhe von 6.000 Metern – und im Sturzflug kann ein Me 109-Pilot jede Spitfire abhängen.

Dies hat beträchtlichen Einfluss auf die angewandte Kampftaktik, denn die deutschen Piloten versuchen, sich nicht auf einen Kurvenkampf einzulassen, sondern überraschend – beispielsweise mit der Sonne im Rücken anfliegend, welche den Gegner blenden muss – aus der Überhöhung heraus anzugreifen. Nach der Attacke tauchen sie sofort weg – nur, um aus dem Abschwung heraus einen neuen Angriff einzuleiten. Die unflexible britische v-förmige Dreier-Ketten-Formation („Vic“) begünstigt dieses deutsche Angriffsverfahren zusätzlich, da sie ein Gegenmanöver in geordneter Form fast unmöglich macht. Der einzige Ausweg, der den Engländern bleibt, ist, auseinander zu stieben. Danach sind die britischen Piloten selbst in ihrer Vielzahl jeder für sich zu Einzelkämpfern zersplittert.

Einer der wichtigsten Trümpfe der deutschen Messerschmitt Bf 109 E gegenüber den britischen Jagdflugzeugen der Jahre 1939 und 1940, Hawker „Hurricane“ Mark I und Supermarine „Spitfire“ Mark I und Mark II , ist ihr 1175 PS (876 kW) starker Daimler-Benz-DB-601Aa-V-12-Einspritzmotor. Dieser Motor hat gegenüber seinem britischen Gegenstück, dem in der Spitfire wie auch der Hurricane eingebauten Rolls-Royce-Merlin-II-V-12-Motor, einen entscheidenden Vorteil: die Benzineinspritzung! Denn der Rolls-Royce Merlin II ist ein 1.030 PS (768 kW) starker Vergasermotor, dessen Schwimmvergaser bei negativer g-Belastung die Benzinzufuhr kurzzeitig unterbricht und Aussetzer verursacht.

Dies bedeutet als Konsequenz, dass eine Messerschmitt Bf 109 E aus dem Horizontalflug heraus ohne Verzögerung sofort in einen harten Sturzflug übergehen kann, ohne dass der Motor irgendwelche Probleme damit hätte – durch die Einspritzpumpe ist die Benzinzufuhr gesichert. Versucht ein Spitfire-Pilot mit demselben Manöver zu folgen, so wird der Sog der nach oben gerichteten Fliehkraft seinen Motor „abwürgen“. Der britische Flugzeugführer hat keine andere Wahl, als eine halbe oder ganze Rolle zu fliegen, die sein Flugzeug im Abschwung auf den Rücken dreht, und erst dann wieder in die aufrechte Position auszutarieren, wenn er seine Sturzflugneigung erreicht hat. Nur so kann er negative „g“ für seine Rolls-Royce-Maschine vermeiden. Nach dem Manöver muss er sich erst einmal umsehen, wo sein deutscher Gegenpart geblieben ist. In der Regel hat der bereits einen großen Vorsprung, der durch die bessere Sturzfluggeschwindigkeit der Messerschmitt Bf 109 E schnell uneinholbar wird …

So bleibt zusammenzufassen, dass die deutsche Messerschmitt Bf 109 E den britischen Spitfire Mk. I/Mk. II und Hurricane Mk. I gegenüber im Sturz- und Steigflug an Geschwindigkeit überlegen ist. ihr Vorteil im schnellen Wegsteigen nach oben verliert sich in Bezug auf die Spitfire ab 6.000 Meter Höhe zunehmend. im Horizontalflug schlägt die „109“ mit 570 km/h jede Hurricane, die mit 521 km/h nicht mithalten kann. im Gegensatz zur Spitfire, welche dem Messerschmitt-Jäger in dieser Hinsicht ungefähr ebenbürtig ist und daher im Verlaufe des Krieges geradezu zum Erzrivalen avanciert.

Beiden Jagdflugzeugen der englischen Royal Air Force kann ein Me 109-Pilot in dieser Zeit mit einiger Leichtigkeit entkommen, wenn er unvermittelt seinen Jäger in einen steilen Sturzflug zwingt. Kaum ein britischer Flugzeugführer wird ihm dann schnell genug folgen können. Dies sollte sich später ändern, da die Briten selbstverständlich notgelandete deutsche Jagdflugzeuge untersuchen und ihre Entwicklungs-Schlüsse aus dem Ergebnis ziehen werden. Doch auch die Deutschen schlafen nicht!

Anders werden die Karten im Kurvenkampf gemischt. Hier sind beide britischen Modelle dem deutschen Messerschmitt-Jäger überlegen und können ihn mühelos auskurven. Es ist also für den deutschen Piloten in einer Me 109 nicht ratsam, sich auf ein solches Duell einzulassen – wenn es denn vermeidbar ist! Ist es das nicht, ist fliegerisches Können gefragt! Viele haben diese Fähigkeiten 1940 noch. Der Ausbildungsstand der deutschen Flugzeugführer – auch der Nachwuchspiloten – ist hoch. Das sollte sich unter dem gnadenlosen Druck der Luftlage im Laufe der Jahre gründlich ändern.

Hinsichtlich der Bewaffnung wiederum hat der deutsche Pilot alle Asse im Ärmel. Wenige Treffer seiner beiden Bordkanonen sind für einen feindlichen Jäger bereits das Ende, während die kleinkalibrigen britischen Geschosse schon in größerer Zahl treffen müssen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Daher haben die britischen Jäger folgerichtig auch doppelt so viele Waffen an Bord, wenn auch bei den fast ausschließlich verbauten „A“-Tragflächen ausnahmslos nur Maschinengewehre.